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Studium Generale: Barbara Vinken in einer Konversation über Mode

Moden verdanken sich nicht dem Zufall. Doch nach welchen Gesetzen sie sich wandeln, lässt sich immer erst im Nachhinein bestimmen. Vergangenen Donnerstagabend haben Barbara Vinken und Matei Chihaia im Rahmen der Ringvorlesung des Studium Generale versucht, dem Geheimnis der Mode auf die Spur zu kommen. Was tun wir, wenn wir uns anziehen?

Die prunkvollen Kleider der Hofgesellschaft des 17. Jahrhunderts, betonte Barbara Vinken, Literaturwissenschaftlerin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, gleich zu Beginn des Abends, dürfe man nicht als protzige Machtdemonstration missverstehen. Das Königspaar habe die kosmische Ordnung repräsentiert, in ihrer Erscheinung sei das göttliche Sein zum Ausdruck gekommen, deshalb hätten ihre Kleider nicht prächtig genug sein können.

Erst mit der Französischen Revolution wurde unter dem Ideal der Gleichheit die Kleidung uniform. Der Bürger der demokratisch-republikanischen Ordnung kleidet sich bis heute eher nüchtern, er reiht sich einfarbig in das Kollektiv der Leistungsträger ein. Sein Anzug ist modern, aber nicht modisch.

Für Barbara Vinken, Autorin mehrerer Bücher zur Mode, scheint das keine Alternative: Mit ihrem Auftritt in einem blumigen, mit Spitze gesäumten Kleid bot sie eine Hommage an die Mode. Auch Matei Chihaia, Romanist an der Bergischen Universität, verzichtete auf das obligatorische Schwarz des Intellektuellen. Wie in den französischen Salons des 17. Jahrhunderts, die Frauen und Männer in geselliger Konversation Bildung ermöglichten, spielten die beiden mit Worten und Sprachen. Und so verwandelte sich das Café Ada, eine bekannte Tangobar der Wuppertaler Nordstadt, in der das Studium Generale am Donnerstagabend zur Ringvorlesung „Jenseits der Universität“ zu Gast war, im Bühnenlicht in einen literarischen Salon. Gemeinsam ließen die beiden Gesprächspartner Autoren wie Marcel Proust und historische Figuren wie den Dandy Revue passieren, die sich inmitten der Moderne die Mode nicht haben ausreden lassen.

Vielleicht sei das ohnehin nicht möglich, merkte Chihaia an, da sich die Mode das von der Moderne stigmatisierte Glitzernde, Flirrende, Überflüssige immer wieder neu zu eigen mache. Deutlich werde das an dem modischen Phänomen der Tattoos und Piercings. Barbara Vinken deutete die kunstvollen „Stiche“ ins Fleisch als Sehnsucht nach dem in der Moderne verdrängten Sinnlichen, Erotischen und Ornamentalen.

Auch zum Abschluss der Ringvorlesung des Studium Generale wird noch einmal ein Ort vorgestellt werden, der eine dem akademischen Raum eher fremde sinnliche Selbst- und Weltwahrnehmung ermöglicht. Prof. Dr. Heide Schlüpmann (Frankfurt/Main) hält einen Vortrag mit dem Titel: „Im Kino. Sinnlichkeit im dunklen Raum“. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 19.7.2018 von 18:00-20:00 Uhr am Campus Grifflenberg im Hörsaal 23 (S.08.03) statt.

 

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